Nachdem ich die beiden Trockenfische einer ordnungsgemäßen Mülleimerbestattung zugeführt hatte, entschloß ich mich, das Becken noch ein paar Wochen mit den drei Hinterbleibenen weiterlaufen zu lassen, um diese dann später in einem anderen kleinen Becken zusammen mit Boraras brigittae zu pflegen. Täglich verbrachte ich eine längere Zeit vor dem scheinbar leeren Becken, in der Hoffnung, die Tiere einmal länger zu Gesicht zu bekommen, als nur für ein paar Sekunden während der Fütterung. Irgendwann war ich es leid, und die Tiere – es waren tatsächlich immer noch drei – wurden in ein kleinere Becken mit 25l umgesetzt. Die Bepflanzung bestand aus Limnophila, Ceratophyllum, einigen kleinen Ablegern von Echinodorus und Javamoos. Gefiltert wurde über ein Mattenfilter mit Luftheber, und die Temperatur war auf 25° C eingestellt.
Bei den Tieren handelte es sich um ein Männchen, erkennbar an der wesentlich intesiveren Färbung und dem schlanken Körperbau sowie 2 Weibchen, bei denen ich aufgrund der Körperform Laichansatz vermutete. Da ich lediglich über die spärlichen Zuchtinformationen aus der DATZ verfügte und nichts über das wahrscheinliche Verhalten der Elterntiere als Laichräuber oder Jungfischkannibalen wusste, macht ich mir keine allzu großen Hoffnungen uf Nachwuchs.
Nach ca. 2 Wochen fiel mir eine merkwürdige Bewegung im Becken auf. Zunächst dachte ich an Cyclops-Nauplien, die sich zuckend durchs Wasser bewegten. Das konnte aber nicht sein, denn ich hatte nur Trockenfutter gefüttert. Bei genauerem Hinsehen konnte ich eine ganze Reihe winzig keiner durchsichtiger Fischlarven erkennen. Ein Dottersack war, zumindest mit bloßem Auge, nicht zu sehen. Daher nehme ich an, dass die Larven mindestens drei Tage alt gewesen sein müssen. Nach etwa 10 Tagen habe ich es dann geschafft, sie zu fotografieren.
Da ich natürlich nicht daran gedacht hatte, Artemia-Nauplien, geschweige denn Infusorien bereitzuhalten, habe ich es zunächst mit „Protogen Granulat“ versucht und als die Larven etwas größer waren mit normalem Trockenfutter, das ich in einem Porzellan-Mörser fein zerrieben hatte, nachgefüttert.
Wie zu erwarten, war der „Zuchterfolg“ nicht überwältigend, aber ich habe immerhin 12 Tiere durchbekommen. Dabei muß ich allerdings anmerken, dass es nirgendwo Hinweise auf die tatsächliche Laichmenge gibt. Es kann also durchaus sein, dass genrell wenig Laich abgesetzt wird. Gesehen hab ich bislang noch keinen Laich, obwohl ich die Tiere mittlerweile in 2 60l-Becken im Daueransatz habe und meine Individuenzahl inzwischen auf über 70 angewachsen ist. Hier die neuesten Fotos von heute abend:
und
Es sind überaus friedliche, quirlige kleine Tiere, die in der fx-Generation ihre Scheu längst verloren haben. Um keine Inzucht zu betreiben, habe ich mitterlweile Elterntiere aus anderen Beständen hinzugekauft (die werden immer noch mit 6,95 € gehandelt!) und möchte die Zucht noch ausweiten, nicht zuletzt deshalb:
Das große Aufsehen, das diese Art sowohl bei Wissenschaftlern als auch bei Aquarianern erregt hat, scheint nicht ohne Folgen für den hier beschreibenen natürlichen Lebensraum geblieben zu sein. Aufgrund des recht hohen Preises für diesen kleinen Fisch soll es bereits zu einer ausgeprägten Überfischung mit ständig zurückgehenden Fangerfolgen gekommen sein. Außerdem soll das ursprünglich infolge zunehmender Urbanisierung ohnehin nicht mehr unberührte Habitat erheblich beeeinträchtigt worden sein.
Hoffman & Hoffmann (DATZ 7/200/ S. 13)
Ich könnte mir eine Aquaristik ohne diesen hübschen Fisch nicht mehr vorstellen und würde mich freuen, wenn möglichst viele Aquarianer diese Art erfolgreich vermehren könnten.
wunderschöne tiere !